Living History ist die Belebung einer vergangenen Zeit. Mit Küche, mit Kleidung, mit Commitment.
Viele Mitglieder der Gemeinde sind über ganz Deutschland verstreut und haben Living History zu ihrem – manchmal recht teuren – Hobby oder zum Beruf gemacht. Die Liebe für Geschichte steht dabei im Vordergrund und die Wissensvermittlung. Sie möchten nicht mit Mittelaltermärkten oder einfachen Ritterspielen auf dem Jahrmarkt verglichen werden.
Auf solchen Veranstaltungen sehe man immer wieder plumpe Kostüme oder schlichtweg falsche Accessoires, die 300 Jahre in der Zeit falsch lägen, erzählte uns ein Mitglied.
Dazu kämpften sie immer gegen das heute präsente Bild des 'Finsteren Mittelalters', ärgerte er sich. Angeheizt unter anderem von der Filmindustrie hätten sich Bilder in den Köpfen vieler Leute festgesetzt, in der das 15. Jahrhundert aus bildungsarmen Leuten bestand, die knöcheltief auf der Strasse im Dreck standen.
Bei der Gelegenheit so vieler Experten muss man doch ein paar Fragen stellen, nicht wahr?
Stimmt es dass die Leute damals viel kleiner gewachsen waren als heute?
Nein. Das wird immer gedacht, weil Gebäude aus jener Zeit so niedrigen Eingangstüren und Decken hatten. Das lag aber nicht an der Körpergröße ihrer Bewohner, sondern hatte einen ganz anderen Grund: Wo staut sich warme Luft? An der Decke. Durch die niedrige Decke und Tür bleibt die Wärme im Haus, denn ein Haus zu heizen war viel Aufwand.
Wie sieht es mit den Rechten der Frauen aus? Die hatten doch nichts zu sagen und erhielten keine Schulbildung, oder?
Nein. Es war von Region zu Region unterschiedlich, doch es gibt viele Belege, wonach Frauen häufig die Arbeiten von Männern übernahmen. Hatte der Mann einer Witwe beispielsweise eine Werkstatt, gehörte auch die Buchführung dazu. Ohne Mathematik zu beherrschen und ohne Schreiben zu können, hätten sie das wohl kaum übernehmen können. Auch gibt es listenweise Namen von Schmiedinnen, Handwerkerinnen, Gerberinnen und so weiter. Und dazu verwaltete die Frau häufig die Kasse im Haus – sie hatte also sehr wohl etwas zu sagen.
Braucht man mehr Überzeugung hierzu, kann man im 360° Film eine solche starke Frau treffen:
Die Frau des Malermeisters: Barbara Lienhard, als sie ein Verkaufsgespräch mit Handwerker Conz Bitterer führt.